Ausflug in die Praxis – der dritte Tag

Kurzmitteilung

„Politiques éducatives et jeunes“ – Bildungspolitik und Jugendliche

Am dritten Tag stand ein Besuch im Bereich „Politiques éducatives et jeunes“ auf dem Programm. Frau Nathalie Jan informierte mich über ihr Aufgabengebiet. Als Stabstelle direkt dem Pole zugeordnet arbeitet sie mit allen Stellen zusammen und ist u.a  zuständig für die Bereiche:

  • Grundprogramm (0 bis 16) in Zusammenarbeit mit der staatlichen Schulbehörde und dem Bereich Sozialpolitik der Stadt
  • Schaffung spezieller Angebote für „benachteiligte“ Stadtteile u.a. Maßnahmen für Kinder mit Risiken und Benachteiligungen u.a. in den Bereichen „Gesundheit, Kultur und Sport“
  • Schulbegleitung  – als Ergänzung nach der Schule
    (hier werden die Bedürfnisse geprüft und mit den Partnern: Eltern, Schule, Freizeiteinrichtungen besprochen.
  • Einrichtung spezieller Clubs
    (L’éducation l’affaire de tous, une ambition pour chacun – Bildung geht uns alle an, ein Ziel für jeden)
    * Lese-Club)
    * Lieu passerelle (ein kleiner Schritt in Richtung Schule)
    * u.a.
  • Streetwork
  • Betreuung von Jugendtreffs in den Quartiershäusern der Quartiersvereine

Derzeit führt die Stabstelle eine Befragung der Jugendlichen in St. Nazaire über deren Situation, Wünsche und Vorstellungen durch. Als Medium wird die Arbeit mit der Videokamera genutzt.

Résumé – Zusammenfassung des zweiten Tages

Kurzmitteilung

Zentrale Anlaufstellen
Wie bereits in vorherigen Artikeln festgestellt wurde, wird in Frankreich versucht – im Gegensatz zu Deutschland – möglichst für die Bevölkerung eine zentrale Anlaufstelle für spezielle Lebensfragen vorzuhalten, in denen verschiedenste Dienstleistungen zentral abgerufen werden können.

In Deutschland werden diese – entsprechend des Subsidiaritätsprinzips – einerseits von verschiedensten staatlichen Behörden und Stellen wahrgenommen – und andererseits übernehmen Freie Träger (Wohlfahrtsverbände, Kirchen, Vereine usw.) die weitere Bearbeitung.  Zwar werden auch in Frankreich private Träger beteiligt, jedoch die Grundstruktur wird vielerorts durch die Kommune aufgebaut – in Deutschland obliegt diesen oftmals der Auftrag der Steuerung auf der örtlichen Ebene.

Einrichtung eines Empfangs
Besonders positiv ist mir aufgefallen, dass alle Einrichtungen, die ich besuchen konnte, im Eingangsbereich über einen eigenen Empfang verfügen. Für die Bevölkerung steht so eine direkte Ansprechperson in der jeweiligen Einrichtung im Eingangsbereich zur Verfügung, die einerseits eine Lotsenfunktion übernehmen kann, andererseits als Ansprechpartnerin für verschiedene Fragen fungieren kann, aber auch Verwaltungstätigkeiten übernimmt. Diese Funktion einer „Réceptionistin“ unterstützt so u.a. in der ersten Kontaktaufnahme eine Begleitung durch die Einrichtung (Lotse) und bei weiterer Nutzung die Funktion als Anlaufstelle, Kontaktperson, usw. und garantiert so ein „Willkommen“ für alle Nutzer.

Ich stelle für mich fest: Chapeau – oder Hut hoch vor diesem Ansatz.

In Erwartung auf den morgigen Tag…..

Michael Leinenbach

Ausflug in die Praxis – der zweite Tag (2. Teil)

Kurzmitteilung

Personnes Agées  / Seniorenarbeit

Der zweite Teil des heutigen Tages widmete sich der zweiten Säule des „Actions Sociales“- der Seniorenarbeit. Wichtig ist zu berücksichtigen, dass die Zielgruppe hier „derzeit noch“ ab dem 60. Lebensjahr (Renteneintritt in Frankreich) festgelegt wurde. Frau Lydie Alexandre erläuterte die ihr zugeordneten drei Fachbereiche sowie die angeschlossene Stabsstelle. Diese sind:

  • CLIC (Pilot‘ àge) – Lokales Informations- und Koordinationszentrum
  • Animation – Prävention
  • Foyer logements / Wohnanlage für Senioren mit selbständiger Lebensführung
  • Stabstelle: „Evaluation de la dépendance“ – landesweit eingerichtete Stelle zur Überprüfung möglicher Leistungsansprüche durch die Kassen

Im Anschluss an die Vorstellung bestand die Möglichkeit die verschiedenen Bereich kennen zu lernen.

 „CLIC“
Zunächst konnte ich  „CLIC“ besuchen. „CLIC“, ein lokales Informations- und Koordinationszentrum wurde vom „conseil général“ Loire Atlantique  eingerichtet. Frau Véronique Caillon (Koordinatorin) erläuterte das Angebot. Zunächst wurde zur Umsetzung eine vertragliche Regelung mit „Pflichtenheft“ mit dem „conseil général“ vereinbart. Alle drei Jahre werden die dort vereinbarten Ziele und die Umsetzung evaluiert. Die Stadtverwaltung von St. Nazaire übernimmt mit ihrem Stützpunkt die Versorgung des Städteverbundes „CARENE“. Die Mitglieder des Städtebundes zahlen jeweils für einen Festbetrag (Pro-Kopf) für die Personen über 60 Jahre aus der jeweiligen Gemeinde um die Finanzierung von CLIC zu gewährleisten.

CLIC steht älteren Menschen aus dem Bereich der „CARENE“ als Anlaufstelle zur Verfügung. CLIC gibt Auskunft, welche Hilfs – und Unterstützungsmöglichkeiten bestehen und welche Ansprechpartner es für die unterschiedlichen Fragen gibt. Ein Aufgabengebiet beinhaltet die Beratung im Bereich der Hilfen um eine eigenständige Haushaltsführung aufrechtzuerhalten. CLIC gibt hier Auskunft über haushaltsnahe Dienstleistungen, Notruftelefone u.ä., Möglichkeiten des Mittagstisches usw.

Animation – Prävention
Die zweite Anlaufstelle im Bereich der Seniorenarbeit war die Anlaufstelle „Animation Prévention direction de l‘ Action sociale es des Personnes ágées“. Diese Anlaufstelle bietet spezielle Angebote im Bereich Beschäftigung (Animation) sowie Vorsorge (Prävention) an. Gefördert werden u.a. Kreativität, kulturelle Teilhabe, Gemeinschaftserleben, sportliche Aktivitäten (Wanderungen, Spaziergänge).

Eine besondere Aufgabe des Präventionsteams besteht darin, dass in den Monaten Juni bis September speziell für alleinlebende Senior/innen bei Hitze eine „Wasserversorgung“ angeboten wird. Hierzu werden in Zusammenarbeit mit örtlichen Gruppen und Ehrenamtlichen entsprechende Listen erstellt um den Bedarf zu eruieren.

Foyer logements / Wohnanlage für Senioren mit selbständiger Lebensführung
Die dritte Station des heutigen Tages war die Wohnanlage für Senioren mit selbständiger Lebensführung. Die Direktorin Sylvie Barnard stellte die Wohneinrichtung für Senioren mit selbständiger Lebensführung vor. Ziel der Einrichtung ist es den Bewohnern einen größtmöglichen Rahmen zur weiteren selbständigen Lebensführung zu ermöglichen. Gleichzeitig werden Animationsprogramme sowie spezielle Veranstaltungen durchgeführt. Eine Auflage um in der Wohnanlage leben zu können ist die jährlich zu erstellende medizinische Bescheinigung die die Möglichkeit der eigenständigen Lebensführung bestätigt. Als wesentlich sieht Sylvia Barnard an, dass bereits mit dem Einzug in die Wohnanlage der weitere Weg – sollte die selbständige Lebensführung nicht mehr gewährleistet werden können – mit der Bewohnerin / dem Bewohner besprochen wird. Die Wohnanlage, die aus zwei Wohnanlagen besteht hält auch eine Wohnung für Angehörige vor (Familienwohnung), so dass diese in dringenden Fällen vor Ort sein können.

Stabstelle: „Evaluation de la dépendance“
Als vierte Einheit muss die Stabstelle: „Evaluation de la dépendance“ gesehen werden. Diese im Gebäude von CLIC angesiedelte Stelle (die landesweit in Frankreich vertreten ist) prüft im Auftrag der Kassen Anträge der Mitglieder u.a. im Bereich der „Unterstützung in der Aufrechterhaltung der Mobilität“.

Ausflug in die Praxis – der zweite Tag (1. Teil)

Kurzmitteilung

Entsprechend der Informationen am gestrigen Tag standen heute die beiden Schwerpunkte im Bereich der städt. Sozialpolitik  auf dem Programm. Ein Ausflug in die Praxis erfolgte.

„Actions Sociales“ / Soziale Leistungen
Zunächst wurde ich von Herrn Sébastien Perrinel, dem zuständigen Leiter des Bereiches „Vorbeugung, Eingliederung und Prävention“ begrüßt. Er erläuterte mir die drei Fachbereiche die zu seinem Bereich der „Actions Sociales“ gehören:

  • Soziale Unterstützung und Integration
  • Unterkunft F. Blanchy (Obdachlosenunterkunft)
  • Dienstleistungen und Solidarität
  • Stabstelle „Permanence distribution alimentaire“ (Laufende Verteilung von Lebensmitteln)

Wie bereits gestern erfahren gehören die meisten der Angebote zu den freiwilligen Leistungen. „Actions Sociales“ verfügt über einen eigenes Verwaltungsgebäude. Im Eingangsbereich ist ein Empfang angeschlossen, an dem verschiedene städt. Anfragen erledigt werden (analog dem Bürgerservice im Saarlouiser Rathaus). Im Erdgeschoss des Hauses können die Bürger/innen verschiedene Anfragen zu den Sozialen Themen an die Verwaltungsmitarbeiter richten und Anträge u.a. zum Erhalt einer „Sozialkarte“ stellen. Im ersten Stock stehen Sozialarbeiter/innen (Travailleurs sociaux) mit unterschiedlichen fachlichen Ausrichtungen den Bürger/innen als Berater zur Verfügung. Bei Bedarf können diese auch Hausbesuche durchführen. Wichtig ist auch, dass die Hilfesuchenden im Notfall eine Soforthilfe erhalten können (z.B. Essengsutscheine).

Im Anschluss an den Besuch des Sitzes von „Actions Sociales“ konnte ich die Unterkunft F. Blanchy (Obdachlosenunterkunft) besuchen. Dieses ehemalige „Arbeiterheim“ wurde der Stadt als Anlaufstelle für ihre Arbeit mit Obdachlosen zur Verfügung gestellt.

Der Blick über den Tellerrand…..

Kurzmitteilung

Fachkräfteaustausch Saarlouis – St. Nazaire 2011

Sonntagmorgen, es ist soweit – 10.02 Uhr ab Saarlouis Hauptbahnhof geht’s über Saarbrücken und Paris nach St. Nazaire. Europa wächst zusammen – hört man überall. Wie sieht dieses „Zusammenwachsen“ in den Bereichen der Sozialen Arbeit und Bildung aus? Um mir hier ein eigenes Bild zu machen – und den Blick über den Tellerrand zu wagen – geht’s auf nach St. Nazaire. Mit dem Wissen aus Saarlouis und einer großen Portion Neugierde darauf, wie diese Bereiche in St. Nazaire strukturiert sind, mache ich mich auf den Weg.

Bereits seit 2009 arbeiten die beiden Städte Saarlouis und St. Naziare im Rahmen ihrer Städtepartnerschaft aktiv an einem Fachkräfteaus in diesen Bereichen. Europa leben und nicht nur diskutieren. Mit diesem Besuch sollen weitere Weichen für ein zukünftiges Miteinander auch der Fachkräfte gestellt werden.

Es ist 12.10 Uhr und der TGV sprintet in Richtung Paris

.Michael Leinenbach

Erlebnisreiche Tage bei der deutsch-französischen Jugendfreizeit

Kurzmitteilung

„Fairtrade – commerce équitable“, unter diesem Motto stand die diesjährige deutsch- französische Jugendfreizeit der Städte Saarlouis und Saint-Nazaire vom 18. bis 29. Juli.

Unter der Leitung von Anette Plewka und Gwen Loreau trafen sich 12 französische und 12 deutsche Jugendliche in Saarlouis. Schwerpunktthema der diesjährigen deutsch-französischen Jugendfreizeit war das Thema „Fairtrade – commerce équitable“. Neben einem Spiel, in dem nicht nur der Kopf, sondern alle Sinne angesprochen wurden, der Teilnahme an der Zertifizierung der Stadt Saarlouis als Fairtrade Town, wurden verschiedene kreative Angebote zum Thema „fairer Handel“ durchgeführt. So wurde beispielsweise eine gemeinsame Skulptur gestaltet. Auch ein gemeinsamer Kochabend mit fair gehandelten Produkten wurde durchgeführt, der allen sichtlich viel Spaß machte.

Neben der interkulturellen Begegnung stand somit auch verstärkt der Bildungsansatz im Mittelpunkt. „Sowohl für die Jugendlichen in Saarlouis als auch in St. Nazaire ist der „Fairtrade Gedanke ein wichtiger Aspekt in ihrem Handeln geworden“, so Anette Plewka. Der Fairtrade – Gedanke wird daher auch in den zukünftigen Aktivitäten mit Jugendlichen im Rahmen der Städtepartnerschaften seinen festen Platz finden.

Natürlich durfte der Freizeitaspekt nicht fehlen. Ein buntes Programm wurde im Vorfeld vom deutsch-französischen Betreuerteam zusammengestellt. Neben dem interessanten Besuch der Dillinger Hütte, der Landeshauptstadt Saarbrücken, der Stadt Luxemburg und des Europaparks in Rust, standen auch sportliche Aktivitäten auf dem Programm. Im Hochseilgarten der Festungsstadt Longwy kam so mancher an seine Grenzen und darüber hinaus. Nicht nur in die Höhe ging es, sondern dank der Unterstützung des Tauchclubs TC Sepia, ging es auch hinab in die Tiefen des Wallerfanger Schwimmbades. Der Kanuclub UNDINE Saarlouis ermöglichte den Jugendlichen eine gemeinsame Drachenbootfahrt, was allen deutlich machte, dass man nur gemeinsam ans Ziel kommt. Unter der Leitung des städtischen Försters Mario Natale erkundeten die jungen Leute das Gelände rund um das Haus Sonnental in Wallerfangen, in dem die Gruppe gemeinsam untergebracht war.

Die ersten 12 Tage sind nun zwar rum, aber die gemeinsame Reise geht schon weiter. Auf „Facebook“ treffen sich die deutschen und französischen Jugendlichen virtuell bis es zum Wiedersehen im nächsten Jahr nach Saint-Nazaire geht. Schon jetzt können es die jungen Leute kaum erwarten ihre neu gewonnenen Freunde zu treffen.